FUNDUS – Schriften zu Kunst-, Kultur- und Philosophiegeschichte.

In der FUNDUS-Reihe sind seit 1959 über 222 Bände erschienen. Die traditionsreiche Buchreihe mit Wurzel in der oppositionellen und intellektuellen Bewegung der DDR umfasst Texte zu Entwicklungen der Kunst und Aspekten der Kunstgeschichte, Kulturtheorie und Philosophie. Auseinandersetzungen zu Gegenwart und Zeitgeschehen der Autor*innen spielen im publizistischen Schwerpunkt der Reihe eine ebenso große Rolle wie Neuauflagen und Editionen grundlegender historischer Schriften.

DIE FUNDUS-BÜCHER – AUCH EINE DDR-GESCHICHTE

Die FUNDUS-Reihe startete 1959 zunächst als Paperback beim Verlag der Kunst in Dresden. Von der Notwendigkeit der Kunst lautet der erste Titel der Reihe, herausgegeben von Ernst Fischer. Angesiedelt im marxistischen und linken Milieu der DDR publizierte Erhard Frommhold entgegen dem massiven parteipolitischen Druck die Reihe bis zur Wende. Ob Frommhold strategisch dachte und hoffte, die Fundus-Bücher könnten Bewusstsein schärfen und systemkritisches Handeln in Gang setzen, sei dahingestellt. Sicher aber teilte er die Zuversicht vieler Intellektueller, verfügbares Wissen untergrabe sukzessive die Aporien des Ideologischen. Der Zweifel am kapitalistischen System und die Überzeugung, dass dieses nach zwei Weltkriegen und der Nazizeit historisch am Ende sei, trieb Frommhold zur Entfaltung sein verlegerisches Projekt, dass er vier Jahrzehnte lang mit Leidenschaft betrieb. Als 24-Jähriger bewarb er sich 1952 beim Verlag der Kunst Dresden, wurde Lektor, Cheflektor und schließlich Verleger. 1992 verließ er den Verlag, am Poker der Treuhandgesellschaft um die verbliebenen Ressourcen des Ostens wollte er nicht teilhaben. Frommholds Plädoyer für eine universelle geistige und visuelle Kultur blendete nicht nur den nationalen Fokus aus, es nahm schlicht den ästhetischen Traditionalismus nicht zur Kenntnis, der die kunstpropagandistischen Medien beherrschte.

GEISTIGES ERBE UND NEUE GEGENWART

Nach der Wende wurde der Verlag der Kunst vom Wissenschaftsverlag Gordon & Breach gekauft. 2001 übernahm der deutsch-jüdische Verlag Philo das Sortiment bis zu seiner Schließung. Im Januar 2008 gründete der Hamburger Unternehmer und Kunstsammler Harald Falckenberg Philo Fine Arts und ermöglichte auf diese Weise das Fortbestehen der FUNDUS-Reihe bis 2023. Geisteswissenschaftler*innen wie Ernst H. Gombrich, Clement Greenberg, Rosa Luxemburg, Bazon Brock oder Peter Weibel, aber auch Künstler *innen wie u. a. Jeff Wall, Almut Linde oder Jasper Johns und Persönlichkeiten des Kulturbetriebs wie Tom Holter, Isabelle Graw, Diedrich Diederichsen oder Harald Szeemann veröffentlichten ihre Themen und Schriften.

Seit dem Frühjahr 2024 sind alle verfügbaren Titel der Buchreihe im nationalen wie internationalen Buchhandel wieder vollumfänglich erhältlich samt geplanter Neuauflagen und Neuerscheinungen im Imprint von DISTANZ. Der Kern der Reihe – Gedanken und Theorien fundiert auszuformulieren – wird bleiben und viele neue Autor*innen und Bücher zu Fragen der Gegenwart, Ästhetik und Kultur hinzukommen.